Wien, Schwedenplatz. polyphon

TEXTBEITRAG | Sonderzahl, Wien | Erscheinungsdatum März 2023 | arrangiert von Lucas Cejpek und Margret Kreidl

Insgesamt sind diesem Band Texte von 106 österreichischen bzw. in Wien lebenden Autorinnen und Autoren versammelt. Das Anliegen war, ein Stück Stadt zu entziffern, die eigene Wahrnehmung und den Blick zu schärfen. Die Straßen, die Schilder, die Menschen, das Wetter beschreiben. Durchaus im Sinne von Georges Perecs Versuch, einen Platz in Paris zu erfassen (in welchem er durch sein Schreiben der »Spur eines dreifachen Alterns: dem der Orte, dem meiner Erinnerungen und dem meiner Ausdrucksform« folgt) soll die mosaikartige Komposition der vorliegenden Texte zum Schwedenplatz die Neugier wecken, diesen Platz künftig mit anderen Augen zu sehen. Hier wird abseits der Reiseführerrhetorik versucht, das zu erschreiben, was im Allgemeinen nicht zur Kenntnis genommen wird, was verschwindet, unbemerkt bleibt oder unsichtbar ist – in Form von Prosa oder Lyrik, jeweils auf eine Seite begrenzt. Der Untertitel hält, was er verspricht: Polyphonie. In dieser Mehrstimmigkeit entstehen Dissonanzen und Parallelen zwischen den einzelnen Textstimmen, Stimmen, die ein Gespräch bilden, das, wie Michail Bachtin in den 1920er Jahren anmerkte, erst die Wahrheit entstehen lässt.

 
 

Klosterneuburg sagst du.

MANUSKRIPT | Literaturedition Niederösterreich, St. Pölten | Erscheinungsdatum am 10. März 2021 | mit einem Nachwort von Peter Waterhouse und Illustrationen von Andrea Fischer, Umschlaggestaltung, Layout und Satz: Birgit Waltenberger

»[…] ein bemerkenswertes werk, das sich entlang der leitbegriffe von aufmerksamkeit, erinnerung und verantwortung entwickelt […] ihr beispielhaftes projekt „ein ort sucht sein gedächtnis – klosterneuburg erinnert sich“ stellt, wie auch schon frühere arbeiten, den menschen ins zentrum. […] dabei ist tondls literatur, etwa auch wenn es um das spannungsverhältnis von realem ort und imaginiertem raum geht, notwendigerweise sensibel und politisch alert – anders wäre ihre künstlerische arbeit, das verhandeln der genannten thematiken auch nicht seriös leistbar. zu heikel sind die fragen und problematiken denen sie nachspürt, zu riskant und unvermeidlich widersprüchlich die erzählungen vom selbst, als dass sie es sich leicht machen könnte. claudia tondls literatur ist nicht nur ein dienst an der kunst, sie ist vordringlich ein nötiges, ja notwendiges arbeiten mit und für die menschen.«

Thomas Ballhausen, literatur der aufmerksamkeit, Laudatio zum Kulturpreis des Landes NÖ 2020

»Der Band Klosterneuburg sagst du. verblüfft mit dem Gegenteil des Erwartbaren: mit leiser Poesie, zärtlichem Humor und vielfältigen Erinnerungsbildern, die erstaunlich viel Raum lassen zum Weiterdenken. […] Sie belässt die Sprache im lautlichen Original, inklusive Leerläufen, Wiederholungen und Phrasen, und zitiert Passagen aus Gesprächen und Berichten, die sich im Verlauf des Buches zu einem vielstimmigen Gewebe verdichten. Dass nicht immer klar wird, wer gerade spricht, erzeugt einen latenten Schwebezustand, der zum spezifischen Reiz der Lektüre beiträgt.«

Christa Dietrich, Vorarlberger Nachrichten, 20. März 2021

»Ein besonders originelles Erinnerungsbuch ist in der Literaturedition Niederösterreich erschienen. […] Im Klappentext heißt es: “… den Lesenden öffnen sich in diesem Spiel Möglichkeitsräume für eigene Erinnerungen“. Genau das ist passiert. Die Rezensentin, die der gleichen Altersgruppe angehört, fühlt sich angeregt, in ihren eigenen Erinnerungen zu kramen, obwohl sie nicht in Klosterneuburg aufgewachsen ist. Eine schöne Empfehlung für das Buch!«

Elfriede Bruckmeier, Österreichsicher SchriftstellerInnenverband

Im literadio-Gespräch mit Christian Berger. Nachzuhören auf www.literadio.org

Dieses Buch basiert auf den Erinnerungen, die im Community Art-Projekt Ein Ort sucht sein Gedächtnis. Klosterneuburg erinnert sich von KUNSTLABOR Graz und Caritas Pflege im Rahmen des Netzwerks „Gut leben mit Demenz in Klosterneuburg“ im Zeitraum April 2019 bis März 2020 erzählt wurden.